(verpd) Die Anzahl der Kinder, die als Fußgänger im Straßenverkehr pro Jahr verunfallen, ist in 2018 gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dennoch wurden auch in 2018 bei solchen Unfällen immer noch fast 6.280 Jungen und Mädchen im Alter von unter 15 Jahren verletzt oder sogar getötet. Eine Statistik zeigt, welches Fehlverhalten der sechs- bis 14-Jährigen am häufigsten zu solchen Unfällen führt.
Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden im Jahr 2018 6.279 Kinder unter 15 Jahren als Fußgänger bei Verkehrsunfällen so schwer verletzt, dass sie eine medizinische Behandlung benötigten. Im Vergleich zum Vorjahr gab es in 2018 eine Reduzierung um fast vier Prozent. Das ist der zweite Rückgang in Folge und seit der erstmaligen statistischen Erfassung im Jahr 1953 der bisher niedrigste Wert bei den Kindern bis einschließlich 14 Jahren, die als Fußgänger bei einem Verkehrsunfall verletzt wurden.
Die meisten verunglückten Fußgänger im Alter unter 15 Jahren, nämlich 35.404 Kinder, gab es 1970. Seitdem geht die Zahl der als Fußgänger verunglückten Kinder tendenziell immer weiter zurück. Weniger erfreulich ist jedoch, dass 2018 bei solchen Unfällen 24 Kinder unter 15 Jahren ums Leben kamen. Das waren sechs Kinder und damit über 26 Prozent mehr als noch in 2017 – damals wurde der bisher niedrigste Wert erreicht. Doch auch hier ist ein tendenzieller Rückgang seit 1970 zu erkennen. 1970 gab es mit 1.290 Fußgänger unter 15 Jahren, die bisher meisten Todesopfer in diesem Alter.
Die gefährlichsten Zeiten
Die Statistik zeigt auch, dass deutlich mehr Kinder als Fußgänger an Werktagen und außerhalb der Ferienzeit verunfallen. Zudem verunglücken im Schnitt besonders viele zu den Zeiten, zu den Kinder häufig in die Schule oder von dort wieder nach Hause gehen, also zwischen sieben und acht Uhr und zwischen 13 und 14 Uhr. Ein weiterer Unfallschwerpunkt ist nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr.
Insgesamt stellte die Polizei in 2018 bei 3.200 sechs- bis 14-jährigen Kindern Fehlverhalten als Fußgänger fest, das zu Unfällen mit Personenschäden führte. In 88 Prozent dieser Fälle wurden Fehler beim Überschreiten der Fahrbahn registriert. So achteten knapp 57 Prozent derjenigen Kinder, denen ein Fehlverhalten nachgewiesen wurde, beim Überqueren der Straße nicht auf andere Verkehrsteilnehmer und 28 Prozent traten hinter einem Sichthindernis wie einem geparkten Lkw plötzlich auf die Fahrbahn.
Rund 15 Prozent verhielten sich beim Überqueren der Fahrbahn auf einer anderen Weise falsch und liefen zum Beispiel trotz einer roten Ampel über die Straße. In über elf Prozent der Unfälle, die sich ereigneten, weil Kinder sich im Straßenverkehr als Fußgänger falsch verhalten hatten, wurde ein sonstiges Fehlverhalten der betroffenen Kinder wie Spielen auf der Fahrbahn festgestellt.
Üben, üben, üben
Die Statistik zeigt, dass Kinder spätestens, wenn sie alleine als Fußgänger unterwegs sind, mit den Verkehrsregeln vertraut sein sollten. Sie sollten zudem auch die Gefahrenstellen im Straßenverkehr kennen und erkennen können. Zum einen sollten daher die Eltern jederzeit auch im Straßenverkehr ein Vorbild sein, zum anderen sollte nach Angaben von Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bereits bei dreijährigen Kindern auf spielerische Weise mit der Verkehrserziehung begonnen werden.
Schon Kindergartenkinder sollten ihren Weg zum Kindergarten und den späteren Schulweg genau kennen und zwar bevor sie zum ersten Mal alleine diese Wege gehen. Daher sollten Eltern oder eine andere Bezugsperson zusammen mit den Kindern so lange diese Wege gemeinsam gehen, bis die Kinder die Gefahrenstellen und notwendigen Verhaltensweisen auswendig wissen. So ist es zum Beispiel wichtig, dass sie auch mehrmals eingeübt haben, wie sie sich an einem Zebrastreifen, einer Fußgängerampel oder Bushaltestelle zu verhalten haben.
Informationen und kostenlos herunterladbare Broschüren rund um die Verkehrserziehung gibt es online unter www.kindergesundheit-info.de, einem Webportal der BZgA, sowie im Webauftritt der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Wichtig ist ferner, dass Kinder im Straßenverkehr, egal ob als Fußgänger oder Radfahrer, schon von Weitem auch bei Dunkelheit oder schlechten Sichtverhältnissen frühzeitig zu erkennen sind. Sie sollten daher helle und farbige Kleidung tragen sowie Reflektoren an Schultaschen, Schuhen und Jacken sowie am Fahrrad haben.
Kinder in Sicht, runter vom Gas
Viele Fehler, die Kinder im Straßenverkehr machen, resultieren laut Experten auch daher, dass zum Beispiel bis Zehnjährige Entfernungen und Geschwindigkeiten nicht richtig abschätzen können und zudem das Gefahrenbewusstsein noch nicht ausgereift ist.
Des Weiteren sind Kinder häufig leicht ablenkbar, haben häufig eine längere Reaktionszeit und können sich, wie eigentlich im Straßenverkehr notwendig, oft nicht für eine längere Zeit auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren.
Daher ist es wichtig, dass nicht nur die Kinder, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer aufpassen, um Fußgängerunfalle zu vermeiden. Alle Rad- und Kfz-Fahrer sollten besonders achtsam und langsam fahren, wenn Kinder in Sichtweite sind. Kfz-Fahrer sollten zudem auch innerorts die Geschwindigkeits-Beschränkungen einhalten und an Stellen, an denen Kinder häufig anzutreffen sind, wie vor Schulen, Kindergärten und an Spielplätzen, aber auch an Fußgängerüberwegen sowie Ampeln und Zebrastreifen generell besonders vorsichtig sein.